2024 stand mal wieder, wie jedes Jahr, das allseits beliebte Abstrampeln oder auch Stadtradeln genannt an. Klar mach ich wieder mit und breche meinen Rekord … sprachs und bekam 2 Tage vor dem Start einen Schreck …
Kurz die beiden Radel begutachtet und mit Schrecken erkennen müssen, dass die platten Reifen sich immer noch nicht von alleine repariert hatten ;-(
Also schnell noch 4 Schläuche und passende Ventile bestellt, weil Flicken out ist!
Am Tag des Stadtradeln-Starts war alles da und es ging dann los … ersma Finger dreckig machen … Aus alten Bundeswehrzeiten kannte ich das noch, wie man seine Finger dreckig macht … ok fangen wir mal mit dem älteren Rad an und zwar mit dem einfacheren Vorderrad.
Ging garnicht so schlecht, dafür dass ich sowas schon über 35 Jahre nicht mehr gemacht habe 😉 Ok, ich gebs zu, man kann ja heutzutage alles auf Youtube angucken, wie was geht, also hab auch ich ersma paar Videos studiert!
Nach dem Vorderrad kam dann das noch etwas kompliziertere Hinterrad mit Kette, Bremsen, Kettenspanner und haste nicht gesehen und fertig. Fertig? Nee, verdammt, da war ja noch ein zweites Radel (Backupradel) … schwarze Hände hatte ich eh schon, also weiter gings und die 2 letzten Schläuche wurden im neueren Rad verbaut und aufgepumpt. Läuft (hoffentlich!!)
Die ersten kleineren Touren lassen wir hier mal unerwähnt, musste sich der Hintern auch erst mal wieder an die Sättel gewöhnen (geht das überhaupt??) und ich den Schmerz vergessen oder verdrängen … Autsch!
Die ersten kleineren Touren lagen hinter mir und es schwebte ein Gedanke im hinteren Teil des nicht mehr so dicht bewachsenen Kopfes … eine größere Radtour!!
Tagelang wurde an einer abenteuerlichen Tour geplant, gefeilt und geschraubt. In die Pfalz ging die Tour noch nicht, denn die Fähre war aufgrund des Hochwassers noch im Pausemodus. Somit sollte die geplante Tour dann auf unserer Gelbfüßlerseite des Rheins stattfinden.
Aufgrund des vielen Regens und der grundsätzlichen Unlust sich zu bewegen, wurde die Tour von Tag zu Tag geschoben, bis plötzlich so ganz unerwartet der letzte Tag des Stadtradelns anstand (wie auch so oft plötzlich Weihnachten vor der Tür steht) und ich keine weitere Chance hatte die Tour weiter zu verschieben, Mist!
Also gut, dann muss ich wohl!
Der sprechende Helm (ihr erinnert euch noch an die Story?) hatte mittlerweile seine Stimme verloren, da er keinen Saft mehr hatte und ich es versäumte ihn aufzuladen. Was solls, es geht auch ohne sein Gefasel. Die neue Lenkerkühltasche mit Kamera und Proteinen gefüllt, mit Kabelbindern an den Lenker montiert, die Wasserflasche an den Rahmen geklickt, Sonnenschutz aufgetragen, Helmchen auf, Radlerhandschuhe an und los gings.
Gestartet wurde in Leopoldshafen Haltestelle Frankfurterstraße Richtung Tiefgestade am alten Messplatz vorbei, entlang der sich schon leicht füllenden Strände des Baggersees Richtung neuem Wasseraufbereitungswerk.
Ok, es läuft ganz gut, aber die mit Split gefüllten Wege haben schon eine gewisse Bremswirkung im Gegensatz zum geteerten Weg, was solls, ich kanns nicht ändern, da muss ich durch.
Endlich kam der Damm in Sicht, aber was war das? Eine dunkle Wolke bewegte sich in nicht allzu hoher Höhe auf dem Damm!?! WTF?
Kaum auf dem Damm sollte ich am eigenen Leib die Gefräßigkeit von 100Mio Schnoke und Bremse erfahren. Selbst während der Fahrt ließen sie nicht von mir ab und setzten sich gemütlich aufs schon verschwitzte T-Shirt oder die Haut und tranken genüsslich mein Blut und feierten eine riesen Party!
Aber nicht mit mir … ich radelte um mein Leben, musste aber leider hier und da kurz Halt machen, um Fotos zu machen und das Hochwasser zu dokumentieren, in dem sich die Brut der Schnoke unaufhörlich vermehrte.
Auf Höhe der Insel Rott wagte ich es dann vom Damm in Richtung Rhein abzubiegen. Die Brücken waren frei vom Wasser, aber es fehlte nicht viel, um sie unpassierbar zu machen. Am Rhein angekommen nicht schlecht gestaunt, da das Wasser nur ca. 10-15cm unterhalb des Ufers stand.
Somit kurz Fotos gemacht und mit Highspeed wieder Richtung Damm, um die letzten endlos langen Kilometer bis Russheim auf dem Damm abzustrampeln und um den gefräßigen und partybegeisterten Schnoke im Hochwasser zu entkommen.
Endlich, das Ortsschild von Russheim im Blick immer näher kommend ging auch die Schnokeplage langsam zurück. Puhh, warum tue ich mir das eigentlich immer wieder an?? Ich wusste keine Antwort …
Weiter gings am Saalbachkanal entlang und unerwartet wehte hier ein kleines Lüftchen entlang des Kanals.
Hin und wieder schreckte ich einen Reiher am Ufer des Kanals auf und schaffte es natürlich nicht so schnell die Kamera zu zücken, die aber eh nur mit einem Weitwinkel bestückt war, so dass die flüchtenden Reiher nur als einziges Pixel auf den Fotos „nicht“ zu erkennen waren. Seht ihr den Reiher? Nein? Ich auch nicht…
Der Saalbachkanal zog sich ganz schön in die Länge, ächtz… das hätte man mir aber auch mal sagen können, ey … also Zeit die erste Raststätte, ähh, die erste Rast zu machen und das nun nicht mehr so kühle Wasser zu tanken und einen Proteinrigel zu verschlingen (Spoiler: so viel half das nicht, aber besser als nix, ein SchniPoSa wäre hier vielleicht besser gewesen, lach).
Nach der Pause mit Schwung auf den Sattel … autsch … da war ja noch was … ich frag mich ja immer wieder wie die Spitzensportler die Schmerzen am Arsch aushalten, wenn sie zwischen 100-200km radeln … und ich bin gerade erst so knapp 20km geradelt und bräuchte zwei neue Backen … ach lassen wir das …
Also nicht jammern, weiter gehts … in der Ferne war „schon“ der Kirchturm von Graben-Neudorf zu sehen, also einer der vielen und ich musste nun den Saalbachkanal verlassen und mich durch die Felder schlängeln. Am Reiterfest vorbei bahnte ich mir einen Weg durch Graben-Neudorf, um auf der anderen Seite mit großen Augen die Brücke Richtung Spöck zu erblicken …
Oje, die hatte ich ja nicht mehr auf dem Schirm … steil ansteigend ragte sie vor mir auf und ich schaltete in den kleinsten Gang, um wild treppelnd und sehr sehr langsam voran kommend die gefühlte 45° Steigung zu meistern.
Oben keuchend angekommen, erst mal angehalten und krächzend mit der Hand nach Luft gewedelt … manche Autofahrer winkten mir seltsamerweise zurück … und ich wedelte weiter nach Luft um nicht zu ersticken.
Minuten Später war die Abfahrt wesentlich angenehmer und der Schwung versagte leider schneller als gehofft … also weiter treppeln …
Kurz vorm Kohlplattenschlag in den Wald abgebogen und den etwas kühleren Schatten genossen! Notiz an mich „Die nächste Tourplanung sollte nur durch Wald und nur ebenerdig ohne Brücken verlaufen“
Im Wald dann noch zusätzliche „ich habe mich verfahren Kilometer“ gemacht und dann doch nach einiger Zeit den rettenden Parkplatz am Spöcker See erreicht.
Ui, das lange Gebäude kenn ich doch! Wird das demnächst in den Farben dunkelblau und pink erstrahlen? Man weiß es nicht …
Durch die Wiesen an bewohntem Gebiet entlang bis zu „meinen“ Störchen ging es auf fast komplett geteerten Wegen recht locker weiter.
(Werbung Start) Wer noch nicht mein Storchenvideo von diesem Storchenpaar gesehen hat, sollte dies unbedingt nachholen, einen Daumen hoch geben und ein Abo da lassen (Werbung Ende). Danke 😉
Saß da nun tatsächlich wieder ein Storch im Nest oder war das eine Attrappe? Nun, wer sich mein Video bis zum Ende angesehen hat, weiß warum ich mich über den nun wieder brütenden Storch im Nest wunderte 😉
So langsam schlich sich die Müdigkeit bei mir ein und ich verabschiedete mich vom brütenden Storch und radelte meines Weges Richtung Bahngleise.
Hier wurde ich dann auch sogleich zum Eisenbahnspotter und zückte das Smartphone um den Zug auf Video zu bannen … hab wohl schon lange keinen Zug mehr gesehen, klar, die kommen ja auch immer zu spät (Sorry DB, aber das musste nun sein).
Weiter gings … Hallo Friedrichstal! Ui, eine frisch gemähte Wiese mit ca. 20 Störchen drauf?? Und ich nur mit nem blöden Weitwinkel bewaffnet?? Shit!
Naja, leider kein Tele dabei, nicht zu ändern … Friedrichstal erreicht und sogleich die Unterführung benutzt um die Schienen zu queren. Hier war echt tote Hose, kein Mensch auf den Straßen, außer natürlich der schwitzende und ächtzende Stadtradler … selbst schuld!
An der guten alten Sängerhalle vorbei (ach da kamen wieder Erinnerungen auf, lol) gings auch sogleich wieder in den von der Sonne schützenden gekühlten Wald an der Straße entlang bis zum Hirschkanal kurz vorm Eingang KIT Nord.
Im Wald an einer Abzweigung die letzte Rast eingelegt und die letzten Verpflegungsreste inhaliert, machten sich meine Oberschenkel bemerkbar und machten dicht … Autsch, das waren ja Schmerzen aus der Hölle und ich bin noch Meilen weit von der Heimat entfernt und muss auch noch zusätzliche Kilometer radeln.
Also vorsichtig schmerzender Weise wieder auf den schmerzenden Sattel in den Schmerz gestiegen und langsam wieder in die Pedale getreten ging es die kerzengerade Strecke am Hirschkanal entlang bis zur Straße am Südeingang des KITs. Schnell die Straße überquert und ein kurzes Stück entlang des Waldes, so dass ich dann wieder in den dunklen, kühlen Wald eintauchen konnte.
Normalerweise wäre ich ja am KIT Eingang vorbei immer gerade aus schneller wieder in der Heimat, aaaaaber … hier ist noch ein sehr hohes Hinderniss: die Brücke über die B36!! Wer diese noch nie mit dem Fahrrad hochgefahren ist, dem sei gesagt, es ist einfach unmöglich nach 40km, Schmerzen am Arsch und dicht gemachten Oberschenkeln hier noch die endlos lange Steigung hoch zu radeln. Und die Blässe abzusteigen und zu schieben, bei den vielen vorbeifahrenden Autos wollte ich mir dann auch nicht geben, so dass ich lieber 3km Umweg in Kauf nahm, um die UNTERführung an der Pfinz zu befahren, ist die doch 100x bequemer als diese sch… Brücke 😉
Die Unterführung hinter mir noch schnell durch das Neubaugebiet geschlängelt und dann nur noch paar Hundert Meter bis ins rettende Heim.
Endlich geschafft… nach 157km, oh nein, nach nur 43,7km konnte ich endlich mein Drahtesel abstellen und ihn von mir und dem Gepäck befreien … häpüüü, war das eine Tour!! Von den Schmerzen und meinem komischen Gang in den folgenden Tagen will ich nun aber eher nicht schreiben, man kann sich das sicherlich gut vorstellen 😉
Fazit: Einmal im Jahr reicht das völlig aus! Halleluja!